113. Reisetag – Samstag, 06.04.2024 – Port Kelang/Malaysia
Nach dem Besuch der Metropole Singapur bei Temperaturen an der 40-Grad-Grenze, ist der Wunsch nach etwas ruhigeren Aktivitäten verständlich.
Der Hafen Port Kelang an der Westküste Malaysias dient für Kreuzfahrer in erster Linie als Startpunkt für Ausflüge in die Landeshauptstadt Kuala Lumpur.
Da wir dieses Pflichtprogramm in der Vergangenheit bereits absolviert hatten, beschränkte sich unser Landgang auf einen Kurzbesuch des Hafenterminals, das von der Anlegepier über einen langen Verbindungssteg erreicht werden konnte.
Im Terminalgebäude gab es freies WLAN (sehr wichtig für Crew und viele Passagiere) und ein paar Stände mit Klamotten und Andenken.
Wir machten noch ein paar Fotos von der ARTANIA, wie sie gemeinsam mit der Marella Discovery 2 an der Pier liegt. Und fertig war der Landgang.
Die Marella Discovery 2 hat Platz für etwas mehr als 2000 Passagiere und ist damit fast doppelt so groß ist wie die ARTANIA.
Für die ganztägigen Phoenixausflüge, bei denen kein Mittagessen auf dem Programm steht, bekommen die Ausflügler seit eh und je eine Lunchbox mit.
Jetzt hat Phoenix sich etwas sehr Sinnvolles einfallen lassen. Die Lunchbox wird nicht fix und fertig bestückt dem Gast übergeben, sondern jeder kann sie vor Antritt des Ausflugs an einer Art Buffet selbst bestücken.
Das hat sicherlich den Effekt, dass am Ende der Ausflüge nicht mehr so viele Lebensmittel weggeworfen werden müssen.
Eine weitere Neuerung, die uns nicht ganz so toll gefällt, ist ein neues Veranstaltungsformat, dass heute erstmals in Harry’s Bar stattfand.
Wobei wir keineswegs Gegner von rockiger Musik sind – das Gegenteil ist der Fall.
Aber Harry’s Bar ist ein Rückzugsraum, um bei leisen Pianoklängen sein Feierabendbier zu trinken, ein wenig zu lesen und zu relaxen.
Das Deko-Team bei der Vorbereitung des heutigen Abends. Dazu kommt mir der Standard-Phoenix-Spruch in den Sinn:
"Die Sicherheit der Gäste und der Crew stehen bei Phoenix an erster Stelle!"
Ein einmaliger Abend mit Remmidemmi ist in Ordnung, nur befürchten wir, dass sich diese Idee einer ständigen, regelmäßigen Veranstaltung etabliert.
Da Rockmusik meist mit Lautstärke verbunden ist, hat man bei der Reiseleitung anscheinend doch ein wenig kalte Füße wegen der zu erwartenden Lautstärke bekommen und hat am Nachmittag verkündet, dass die Musik nicht über Lautsprecher ans menschliche Ohr gelangen soll, sondern über die an die Funkempfänger angeschlossenen Kopfhörer, die bei den Ausflügen eingesetzt werden.
Diese Geräte empfangen sowohl im Bus als auch bei den Sehenswürdigkeiten die Erklärungen des Reiseleiters, die über einen Sender übertragen werden.
Da dieser „ARTANIA Music Club” mit Fingerfood und Snacks verbunden war, war um Punkt 21:00 Uhr Harry’s Bar gerammelt voll und es gab trotz zusätzlich aufgestellter Bierzeltgarnituren keine freien Plätze mehr.
Es ist klar, die Restaurants hatten schon lange geschlossen, nämlich seit 30 Minuten, da war es Zeit für ein deftiges Buffet.
Auch hatte ich größte Bedenken, ob die Übertragungsqualität den Ansprüchen der Rockjünger genügen wird. Die Bedenken hatten sich bewahrheitet, aus den Kopfhörern kam zwar auch so etwas Ähnliches wie Musik, aber hauptsächlich Knarzen und Krächzen. Da die meisten Gäste die Ansage mit dem Hinweis, die Empfangsgeräte mit in Harry’s Bar zu nehmen, sowieso mehr für einen Aprilscherz gehalten hatten und auf Grund der katastrophalen Übertragungstechnik - wie aus den Zeiten des Dampfradios - ging man alsbald dazu über, doch die Lautsprecher in Betrieb zu nehmen, allerdings nur in Zimmerlautstärke.
114. Reisetag – Sonntag, 07.04.2024 – Langkawi/Malaysia
Eigentlich sollten wir heute in Thailand vor der schönen Insel Phi Phi Island auf Reede liegen.
Aber statt um 13:00 Uhr, wie geplant, hätte die Tenderpier frühestens um 16:00 Uhr für die Tenderboote der ARTANIA zu Verfügung gestanden. Bis dahin würde die Pier von Ausflugsbooten, die aus Phuket und anderen Teilen Thailands gemeldet waren, gebraucht werden.
Es wäre jedenfalls auf Phi Phi Island trotz der langen Liegezeit bis 23:00 Uhr ungünstig gewesen, erst um 16:00 Uhr mit dem Tendern zu beginnen, denn bis die letzten der über tausend Passagiere an Land getendert worden wären, wäre es 19:00 Uhr geworden und es wäre schon dunkel gewesen.
Da steht schon wieder der Verdacht im Raum, dass hier genau wie bei den ausgefallenen Häfen in San Juan del Sur/Nicaragua, Acapulco/Mexiko, Weno/Mikronesien und Tianjin/China möglicherweise eine schlampige Planung seitens des Reiseveranstalters die Ursache für den Ausfall war und nicht unvorhergesehene Entscheidungen der örtlichen Behörden.
Als Ausweichhafen wurde Langkawi auf der gleichnamigen malaysischen Insel gewählt.
Diesen Hafen hatten wir in der Vergangenheit schon mehrmals angelaufen, sodass wir auch hier ein entspanntes Landgangsprogramm in Angriff nehmen konnten.
Auf dem langen Verbindungssteg zwischen Anleger und Land war in diesem Jahr erstmalig ein Shuttleservice eingerichtet. Auch die Überdachung über dem Fußweg ist neu.
In der Nähe der Pier liegt ein großes, nobles Ressort, einige Restaurants und Strandbars.
Dort dackelten wir hin (zu Fuß, nicht mit dem Shuttle-Service), nahmen einen Drink, beobachteten ein wenig die Passanten und machten uns wieder auf den Rückweg.
Bei diesem menschlichen Tischfußball gefiel uns besonders die Verschmelzung des deutschen Wortes "Fuss" und dem englischen "foot", vor allem weil eigentlich soccer gemeint ist [Klugscheiß Ende].
Wir hatten etwas Brot vom Frühstücksbuffet stibitzt, um Fische zu füttern. Dieses Projekt schlug leider vollkommen fehl. Zum einen gab es fast keine Fische und als wir dann doch einige, etwa 20 Zentimeter große Exemplare entdeckten, verschmähten diese doch auf ignorante Weise die von uns dargebotene Atzung. So etwas hatten wir bis dato noch nie beobachtet. Normalerweise fängt das Wasser an zu brodeln, wenn wir Brotbröckchen hineinwerfen und die Fische sich darum balgen. Aber diese Gattung heute schwamm einfach daran vorbei.
115. Reisetag – Montag, 08.04.2024 – Phuket/Thailand
Phuket ist der Name der westlich vom thailändischen Festland gelegenen Insel und Phuket ist auch der Name der Hauptstadt dieser 543 km² großen Insel.
Unser Liegeplatz war am südlichsten Zipfel der Insel gelegen, also nicht besonders zentral.
Die Hitze war immer noch mörderisch und so kamen auch heute keine größeren Aktivitäten infrage, insbesondere nicht solche, bei denen man viel laufen muss.
Gleich am Ausgang des kleinen Hafengebäudes, noch innerhalb des Hafengeländes, lauerten schon die Tourenanbieter, mit denen wir allerdings erst gar nicht in Verhandlung traten.
Wir wollten keine Halb- oder gar Ganztagestour antreten, sondern hatten nur ein Ziel, keine 3 Kilometer von unserem Liegeplatz entfernt, den Cape Panwa Viewpoint, denn dort befindet sich ein Geo-Cache.
Gemäß einer Durchsage heute früh sollten am Hafenausgang Taxen und Tuk-Tuks auf Kundschaft warten. Es schien uns sinnvoller, von dort unser Unternehmen zu starten, denn aus Erfahrung wissen wir, dass Tourenanbieter, die direkt am Anleger positioniert sind, sich nicht darauf einlassen nur von A nach B zu fahren.
Allerdings warteten am Hafenausgang weder Taxen noch Tuk-Tuks. Erst ein paar hundert Meter weiter, gab es die ersten Häuser. Wir steuerten darauf zu, in der Hoffnung wenigstens dort eine Fahrgelegenheit zu finden. Aber auch hier weit und breit nichts dergleichen.
Nachdem wir so eine Weile im Schweiße unseres Angesichts gelaufen waren, gaben wir auf und machten kehrt.
Vorher wollten wir noch in einem kleinen Restaurant etwas trinken. Von dort hatte uns die Wirtin freundlich zugewunken, als wir noch auf der Tuk-Tuk-Suche waren.
Die Wirtin sprach ein wenig Englisch und akzeptierte Dollars, denn wir hatten keine thailändischen Baht.
Irgendwie kamen wir ins Gespräch und erzählten, dass wir eigentlich zum Cape Panwa Viewpoint gewollt hätten. Kein Problem, meinte, sie, sie könne einen Fahrer besorgen. Bevor sie aktiv wurde, wollten wir zunächst die Kostenfrage und die Details klären.
Von hier, der Kneipe, zum Viewpoint, dort eine halbe Stunde Aufenthalt und zurück bis zum Hafeneingang. Sie sprach von 300 Baht. Unser Währungsrechner zeigte, dass dies knapp 8 Dollar waren und wir sagten zu.
Der Fahrer stellte sich als der Gatte der Wirtin heraus und das Fahrzeug war ein klappriger SUV. Die Fahrt, das Heben des Geo-Caches und die Rückfahrt verliefen zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Wir durften sogar in das Hafengelände hineinfahren, bis zur ARTANIA. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise dürfen Privat-PKWs ohne spezielle Genehmigung nicht das Hafengelände nicht befahren.
Freudestrahlend überreichten wir unserem Fahrer eine 10-Dollarnote, denn wir waren der Meinung, dass er sich ein Trinkgeld verdient hätte.
Aber statt nun in strahlende, dankbare Augen zu blicken, sahen wir stattdessen eine krause Stirn. Er meinte, seine Frau hätte gesagt, er solle 12 Dollar kassieren.
Ganz klar unser Fehler, wir hätten den ursprünglichen Preis noch einmal abklopfen müssen, als die Frau uns beide ihrem Mann übergeben hatte.
Den ersten Gedanken, die zusätzlichen 2 Dollar nicht zu löhnen, verwarfen wir schnell, weil wir (a) froh waren, dass unser Vorhaben doch noch geklappt hatte und (b) wir wegen 2 Dollar uns und dem Mann keinen Stress mit seiner Frau machen wollten.
Also rückten wir noch die 2 Dollar heraus. Und das war auch gut so, denn als wir aussteigen wollten, war die Zentralverriegelung noch geschlossen. Wir hätten gar nicht so ohne weiteres das Fahrzeug verlassen können.
Um 18:00 Uhr verließ die ARTANIA Phuket mit dem Ziel Hambantota in Sri Lanka.
Jetzt lagen erst einmal zwei Seetage vor uns.
116. Reisetag – Dienstag, 09.04.2024 – Seetag
Vor einigen Tagen hatten wir bei der Phoenix-Reiseleitung nachgefragt, ob wir für unsere vorzeitige Abreise per Flugzeug aus dem Oman irgendwelche Formalitäten beachten müssten. Ein fast klares „Nein“ war die Antwort.
Jetzt erhielten wir jedoch die schriftliche Aufforderung, vom Bordfotografen ein Passbild anfertigen zu lassen. Außerdem sollen wir angeben, ob der Geburtsname vom derzeitigen Namen abweicht und auch die Angabe des Namens der Mutter sei von Nöten.
Es ist nämlich so, dass die Formalitäten bei Ein- und Ausreise im Oman mit dem Schiff andere sind als bei Einreise mit Schiff und Ausreise mit Flieger. Im ersten Fall handelt es sich um einen visumfreien Transit und im zweiten Fall um eine reguläre Ein- und Ausreise. Hierfür ist ein Visum erforderlich.
Für Fotos und Beantragung des Visums durch Phoenix entstehen uns keine Kosten.
Wir hatten insofern Glück, da wir nicht die Einzigen sind, die aus dem Oman ausreisen werden. So hat Phoenix dann doch festgestellt, dass man nicht so ohne weiteres den Oman mit dem Flieger verlassen kann.
Nämlich alle Passagiere (ca. 150 an der Zahl), die bis Savona durchfahren, aber in Ägypten zwischengeparkt werden, weil sie sich nicht trauen die gefährliche Passage durch den Golf von Aden und das südliche Roten Meer zu machen, werden, nachdem Doris und ich das Schiff bereits in Muscat verlassen haben, zwei Tage später aus Salalah (Oman) nach Hurghada ausgeflogen.
Ansonsten war heute ein fast ganz normaler Seetag, von dem abendlichen Galaessen einmal abgesehen.
Für den Großteil der Passagiere war es die sogenannte ereignislose Mittelgala und für etwa 180 Gäste die Begrüßungsgala mit Kapitäns-Handshake.
Der Reiseabschnitt Hongkong – Dubai wurde nämlich noch einmal gesplittet in zwei Unterabschnitte:
- Hongkong – Phuket und
- Phuket – Dubai.
Diese Teiletappen wurden nur von wenigen, speziellen Reisebüros vermarktet. Eines dieser Reisebüros gehört übrigens der Gattin von Kapitän Hansen.
117. Reisetag – Mittwoch, 10.04.2024 – Seetag
Doris hat schlapp gemacht – Magen-Darm. Gestern Nachmittag ging es los und heute hat sie das Bett nicht verlassen.
Über den Kabinenservice wurde Zwieback und Kamillentee gebracht.
Von draußen kann sie sich das eigentlich nicht geholt haben, denn wir haben nichts gegessen und nur Cola aus der Dose getrunken und die Strohhalme dazu waren verpackt.
Ursprünglich hatten wir für morgen einen privaten Ausflug vom Hafen Hambantota in den 70 Kilometer entfernten Yala Nationalpark geplant und gebucht. Die Buchung haben wir schon vor einigen Tagen wieder storniert, da die Liegezeit von ursprünglich 22:00 Uhr kommentarlos auf 20:00 Uhr geändert wurde. Der Ausflug sollte erst am Nachmittag losgehen und da war uns der nun um 2 Stunden verkürzte Puffer für unvorhergesehene Eventualitäten, wie z.B. eine Autopanne, zu gering.
Der Storno stellte sich jetzt im Nachhinein als vorteilhaft heraus, denn dann können wir den morgigen Tag zur Genesung und Erholung auf dem Schiff nutzen.
Auf Grund meiner Aktivitäten bei Facebook und meiner dort veröffentlichten kritischen Auseinandersetzung mit der Entscheidung von Phoenix durchs Rote Meer zu fahren, wurde ich in den einschlägigen Phoenix-Gruppen bei Facebook zum Teil heftig angegangen, als Hetzer gegen Phoenix, Dauer-Meckerer und geldgieriger Zeitgenosse.
Die meisten dieser Kommentare wurden mittlerweile von den jeweiligen Administratoren gelöscht.
Es wird also Zeit auch mal wieder etwas Positives von der ARTANIA zu berichten.
Wir haben eine Kabine mit Sichtbehinderung gebucht. Diese Sichtbehinderung stammt von der Vorrichtung für ein Rettungsboot, um dieses im Bedarfsfall zu Wasser zu lassen.
Diese Vorrichtung wird auch regelmäßig gepflegt, also entrostet und gestrichen. Allerdings erfolgten diese Wartungsarbeiten meist nur an den Stellen, die vom Promenadendeck aus sichtbar und leicht zugänglich sind.
Die andere Seite, die vom Deck schlecht, aber aus unserem Kabinenfenster um so besser zu sehen ist, wurde ein wenig vernachlässigt.
Dies erwähnten wir beiläufig gegenüber dem Kreuzfahrtdirektor, mit dem man ab und an ein Schwätzchen halten kann.
Was soll ich sagen? Innerhalb eines Tages war die Sache erledigt. Der Rost war entfernt und der Anstrich erneuert.
118. Reisetag – Donnertag, 11.04.2024 – Hambantota/Sri Lanka
Doris geht es besser und sie kann wieder aufstehen.
Der Hafen von Hambantota ist absolut trostlos, denn hier herrscht so gut wie kein Schiffsverkehr. Lediglich ein einsamer Frachter liegt an einer weiter entfernten Pier.
Zum Hafenausgang fährt ein Shuttlebus, aber dort gibt es außer wartenden Taxis auch nichts weiter. Somit fällt es leicht, den Tag zur notwendigen Schonung und Rekonvaleszenz zu nutzen.
Den lohnenden und sehr schönen Phoenix-Ausflug „Elefanten im Udawalawe-Nationalpark“ hatten wir schon zweimal mitgemacht, sodass wir auch von dieser Seite nicht das Gefühl hatten, einen Tag verloren zu haben.
Am Vormittag erhielten wir in der Kabine einen Anruf vom Schiffsarzt Doktor Winfried Koller, bekannt aus der Doku-Soap „Verrückt nach Meer“.
Er fragte nach dem Zustand von Doris. Ich konnte ihm von den Genesungsfortschritten berichten. Verwunderlich war allerdings, dass Doris gar nicht im Schiffshospital zur Behandlung war. Dr. Koller erklärte, dass er eine Liste abtelefoniere, um zu checken, dass sich die Magen-Darm-Geschichte nicht auf dem Schiff verbreitet. Auf meine Frage, wie denn Doris überhaupt auf diese Liste gelangt ist, bekam ich keine richtige Erklärung.
Ich kann deshalb nur mutmaßen, dass sich in den Sprechstunden im Schiffshospital mehrere Passagiere mit Magen-Darm behandeln ließen. Dann wurden vielleicht auch die Kabinenstewards befragt, ob sie Kenntnis von kranken Passagieren haben. Unser Steward wusste, dass Doris „problems with the stomach” hatte, schließlich hing den ganzen Tag das Schild „Bitte nicht stören“ vor der Kabinentür und ich hatte ihm erklärt, dass Doris krank sei und er deshalb die Kabine nicht zu machen brauchte.
Aber wie gesagt, das ist reine Spekulation meinerseits, wie Doris auf die Liste von Dr. Koller gekommen sein könnte.
119. Reisetag – Freitag, 12.04.2024 – Colombo/Sri Lanka
Colombo, die Hauptstadt von Sri Lanka hat einen großen Containerhafen.
Im Vorderdrund sieht man die roten Dächer der kleinen Souvenir- und Schmuckgeschäfte, die an der Pier für die Kreuzfahrtschiffe aufgereit sind.
Seit gestern Abend ging es Doris wieder schlechter.
Unsere heutige Pläne legten wir deswegen ad acta.
Wir wollten zu Fuß zum Khan Clock Tower
und weiter zur Jami Ul-Alfar Mosque im Stadtteil Pettah gelegen.
Hier hätte es sich gelohnt noch ein wenig zu bummeln und vielleicht bei einem Gewürzhändler etwas Curry zu kaufen.
Zurück wären wir mit einem Tuk-Tuk gefahren. Ein Tuk-Tuk mitten in der Stadt zu nehmen ist in der Regel unkritisch, da von dort faire Preise verlangt werden.
Ganz anders sieht es aus, sich ein Tuk-Tuk am Hafenausgang zu nehmen. Dort scheint es, wie wir aus eigener Erfahrung wissen, nur unseriöse Angebote zu geben.
Der interessierte Gast wird mit dem Fahrer zunächst handelseinig, zwar immer noch mit einem Touristenaufschlag, der aber durchaus vertretbar ist. Das böse Erwachen kommt am Ende der Fahrt, denn dann verlangt der Fahrer mindestens den doppelten, manchmal den vierfachen oder noch höheren Preis. Die Argumente sind dann:
- der ausgehandelte Preis galt pro Person
- der ausgehandelte Preis galt nur für die Hinfahrt (bei Rundfahrten)
- der ausgehandelte Preis galt pro Kilometer oder pro Stunde
- ein Mix aus (a) - (c)
Und an dieser „Geschäftsidee“ hat sich bis heute auch nichts geändert, denn bereits gegen 10:00 Uhr erfolgte eine Durchsage des Kreuzfahrtdirektors, dass die Gäste vorsichtig sein sollen, da bereits Phoenix-Passagiere betrogen worden seien. Man solle kleinere Geldbeträge, etwa 10 oder 20 Dollar, in der Hosentasche separat von seiner restlichen Barschaft aufbewahren und unbedingt den Fahrpreis vorher genau aushandeln. Auf keinen Fall dem Fahrer die Kreditkarte überlassen, damit er am Geldautomaten für den Gast Geld ziehen kann.
Doris hatte ursprünglich gehofft, dass es ihr am Nachmittag so weit besser gehen würde, dass wir unsere Tour doch noch machen könnten.
Aber so richtig fit für Fußmärsche bei großer Hitze war sie halt doch noch nicht.
Aber eine derartige Entscheidung wurde uns dann sowieso vom Wetter abgenommen, denn es regnete in Strömen, gepaart mit Blitz und Donner.
Schlecht für den Phoenix-Nachmittagsausflug „Ein halber Tag am Strand“.
Gegen 18:00 Uhr hatte der Regen aufgehört und wir entschlossen uns zumindest noch zu einem kleinen Abendspaziergang im Hafengelände.
Um 23:00 Uhr legte die ARTANIA ab.
120. Reisetag – Samstag, 13.04.2024 – Seetag
Für morgen standen die Malediven auf dem Routenplan. Gut, dass wir nicht schon heute dort waren, denn für heute hatte die Wettervorhersage Starkregen für den Inselstaat prognostiziert.
Die heutige 10-Uhr-Ansage des Kreuzfahrtdirektors ließ in Sachen Benimm mancher Passagiere tief blicken.
Er bat darum, doch in den Restaurants die Servietten nicht als Taschentücher zu missbrauchen.
Auch bat er des Weiteren darum, in den Ausflugsbussen die gebrauchten Tempotaschentücher nicht in den Netzen zu entsorgen, die jeweils an den Rückenlehnen des Vordersitzes angebracht sind.
Ich finde es traurig, dass ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht werden muss, seine „Rotzfahnen“ doch besser in einem mitgebrachten Plastikbeutel zu packen und dann in einem Abfalleimer zu entsorgen.
121. Reisetag – Sonntag, 14.04.2024 – Malé/Malediven
Die Inseln der Malediven genießen den Ruf eines Traumziels. Für die Passagiere der ARTANIA bestand die Möglichkeit im Rahmen eines Ausflugs zu einem Ressort auf einer der zahlreichen Inseln in das gerühmte Flair einzutauchen. Dieses Vergnügen war aber nicht ganz billig. Der preiswerteste Ausflug in ein Ressort kostete 129 € (Dauer 4 Stunden) und der Teuerste 229 € ( Dauer 8 Stunden mit Essen).
Die ARTANIA lag auf Reede vor der Insel Malé, welche zusammen mit zwei benachbarten Inseln die gleichnamige Hauptstadt beherbergt.
Die Insel Malé selbst ist mit Sicherheit kein Traumziel. Interessant ist sicherlich der Besuch der Markthallen und des Fischmarkts. Aber ansonsten ist Malé ein Ort mit verstopften Straßen und schmalen Gehwegen.
Parkende Mopeds am Straßenrand machen es schwierig die Straßenseite zu wechseln, weil man erst eine der seltenen Lücken suchen muss, um vom Gehweg auf die Straße kommen zu können.
Durch Zufall kamen wir dann doch noch zu einer hübschen Stelle, eine kleine Lagune mit einem Mini-Strand, knapp 2 Kilometer von unserer Tenderpier entfernt.
Zwei Damen vom ARTANIA-Show-Ensemble beim Bad in der Lagune, wie für Frauen vorgeschrieben mit der den ganzen Körper bedeckenden Badebekleitung. "Normale" Badeanzüge" und Bikinis sind nur auf den Touristen-Inseln und Ressorts erlaubt. Die Beschränkungen gelten selbstredend nicht für Männer.
Warum kamen wir dorthin? Natürlich in Sachen Geo-Cache. Diesmal gab es keine Dose mit einem Logbuch zu finden, sondern es ging um einen sogenannten Geo-Cache-Event (GCAMNZK).
Ein solcher Event ist nichts anderes als ein vereinbarter Treffpunkt zu einer bestimmten Zeit.
Ein Malediven-Urlauber hatte dieses Treffen für 11:00 -11:30 ins Leben gerufen und siehe da, sechs Leute von der ARTANIA sind diesem Ruf gefolgt.
Auf den ersten Blick ist gar nicht zu erkennen, dass es sich bei diesem Gebäude um eine Moschee handelt.
Unterwegs kamen wir an der modernen König Salman Moschee vorbei. Salman ist seit 2015 der König von Saudi Arabien. Die Saudis haben diesen Bau finanziert, deshalb auch der entsprechende Name.
Gerne hätten wir einen Blick in das Innere der Moschee geworfen, wir waren gerade dabei unsere Schuhe auszuziehen, als ein - wie sich später herausstellte gewöhnlicher Passant - wortreich den Zutritt verwehrte.
Er gestikulierte, dass die Frauen (Doris und Veronique) keine Kopfbedeckung trügen. Auch unser Kompromissvorschlag, eine Baseball-Kappe aufzusetzen beruhigte den wilden Mann nicht. Statt uns mit dem selbsternannten Blockwart zu streiten, zogen wir es vor auf den Besuch der Moschee zu ganz verzichten.
Später wurde uns bestätigt, dass nichtmuslimische Besucherinnen tatsächlich ihre Haare nicht verhüllen müssen.
122. Reisetag – Montag, 15.04.2024 – Seetag
15.4.2024 vormittags
Gestern war theoretisch die allerletzte Möglichkeit, die Route rund um die Südspitze Afrikas, dem Kap der Guten Hoffnung, zu nehmen und dann an der Westküste Afrikas hochzufahren, um so das Rote Meer zu umschiffen und ohne viele Hafenaufenthalte dennoch pünktlich am 14.5.2024 in Savona anzukommen. Dann hätten wir aber jetzt Südwestkurs fahren müssen und nicht Nordwestkurs Richtung Oman.
Aber diese Überlegung ist sowieso rein theoretisch, denn dann hätte man den Passagieren die Möglichkeit geben müssen vorher auszusteigen, insbesondere denen, die in Dubai von Bord gehen wollen.
Ich halte es nach wie vor für unverantwortlich, durch den Golf von Aden und das Rote Meer zu fahren. Und das Ganze wurde ja noch vom Kapitän befeuert, indem er die Gefahr in fahrlässiger Weise heruntergespielt hat. Mir fehlt hierfür jedes Verständnis.
Noch am 27.3.2024 hat das Auswärtige Amt einen Sicherheitshinweis veröffentlicht, in dem es heißt:
Die Staatengemeinschaft hat als Gegenmaßnahme u.a. Kampfschiffe in die Region entsandt. Auch Deutschland beteiligt sich im Rahmen der EU-Operation EUNAVFOR ASPIDES.
Die Sicherheitslage bleibt jedoch weiter sehr angespannt, die Gefahr weiteren Beschusses ziviler Schiffe hoch, mit Gefahr für Leib und Leben.
Das gesamte Dokument des Auswärtigen Amts findet man hier:
https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/rotes-meer/2650604
Spätestens jetzt hätte Phoenix seine Entscheidung vom 22.3.2024, durchs Rote Meer fahren zu wollen, unbedingt revidieren müssen, hat aber stur an seiner Entscheidung festgehalten.
15.4.2024 nachmittags
Um viertel nach fünf am Nachmittag erfolgt eine Lautsprecherdurchsage des Kreuzfahrtdirektors. Alle Passagiere, die über den 21.4. noch an Bord sein werden, also den letzten Reiseabschnitt Dubai-Savona mitfahren, sollen sich um 17:45 Uhr in der Atlantik-Show-Lounge einfinden. Es gäbe wichtige Informationen.
Die Atlantik-Show-Lounge war proppenvoll, da waren wohl auch etliche Passagiere mit dabei, die in Dubai aussteigen. Aber egal.
Kapitän Morten Hansen und Kreuzfahrtdirektor Jörn Hofer erschienen und der Kapitän ergriff das Wort: “Wir werden nicht durch das Rote Meer fahren“.
Er erklärte lange und umständlich, dass sich die Welt täglich verändern würde und bla bla bla ...
Mit Jörn Hofer kam dann Butter bei die Fische.
Statt 3 Tage werden wir nur 2 Tage in Dubai liegen und die ganzen geplanten Häfen des letzten Reiseabschnitts (Dubai - Savona) in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Oman fallen weg. Stattdessen nimmt die ARTANIA Kurs auf den Indischen Ocean mit Anlandungen auf den diversen Inseln Seychellen, Mauritius etc. Über Südafrika geht es weiter nach Namibia. Dort endet am 14.5.2024 die Weltreise in Walvis Bay statt in Savona/Italien. Die Gäste werden auf Kosten von Phoenix nach Hause geflogen.
Das nutzt uns jetzt alles wenig. Zum einen wollen wir nicht mitten in Afrika die Reise beenden, zum anderen haben wir bereits für den 29.4. aus dem Oman einen Flug nach Hause gebucht, nachdem wir gegenüber Phoenix klar geäußert haben, dass wir weder durchs Rote Meer mitfahren noch mit einen Zwangsaufenthalt in Ägypten einverstanden sind.
Blöd jetzt, dass nach der Abfahrt in Dubai der Oman gar nicht mehr angelaufen wird. Jetzt haben wir schon mal Flugkosten von über 1.000 Euro an der Backe für einen Flug, der nicht nutzbar und auch nicht stornierbar ist.
Zwar werden wir übermorgen auch schon mal im Oman anlegen, aber dann eine Woche in einem Hotel (auf eigene Kosten) auf den Abflugtag zu warten ist auch nicht wirklich eine Option.
Die Entscheidung, jetzt doch nicht durchs Rote Meer zu fahren, ist vollkommen richtig, nur kommt diese Rolle Rückwärts viel zu spät.
Jedenfalls ist zurzeit das ganze Schiff in heller Aufregung.
Wir wollen jetzt von Dubai nach Hause fliegen. Wir haben Phoenix bereits schriftlich aufgefordert, für uns die Flugtickets zu buchen. Selbst zu buchen ist, wie wir inzwischen leider wissen, viel zu unsicher.
Es könnte ja sein, dass Phoenix es sich kurzfristig überlegt, doch nicht in Dubai anzulegen, schließlich wurde gerade in der Straße von Hormus ein Frachter von iranischen Milizen gekapert. Und durch diese Meerenge muss man nun mal, wenn man nach Dubai rein will und auch wenn man von Dubai zurück ins Arabische Meer und von dort in den Indischen Ozean fahren möchte.
Mal sehen, welche Überraschungen es noch geben wird, bis wir endlich wohlbehalten zu Hause sein werden.