Dass wir heute früh an der Pier in Ishigaki festgemacht haben, hatte einzig und alleine den Grund, dass das Schiff formell nach Japan einreist und anschließend wieder ausreist. Hierfür kam ein beamteter Stempelspezialist an Bord, der dies in den Schiffspapieren bestätigte.
Jetzt stand dem Anlaufen von Taiwan nichts mehr im Wege.
Ishigaki ist eine Hafenstadt auf der Insel Okinawa, eine der südlichsten Inseln von Japan.
Die Temperaturen wurden auch angenehmer und die Pullover und Outdoorjacken konnten wieder ganz nach hinten in den Kleiderschrank verfrachtet werden.
Die Stimmung auf dem Schiff ist nach wie vor nicht die beste. Es wird viel über die angebotenen Varianten (siehe Eintrag vom 22.3.2024) diskutiert.
Schon auf dem Weg zum Frühstück ins Restaurant ARTANIA über die Außenpromenade brauchte man keine Jacke mehr. Wir waren zurück in den warmen Gebieten mit subtropischem Klima.
Um 9:00 Uhr legte die ARTANIA im Rückwärtsgang an der Pier von Keelung an.
Unser Liegeplatz war sehr zentral gelegen, sodass wir uns keine Gedanken um eventuelle Fortbewegungsmittel machen mussten.
Zwar lag auch der Bahnhof in fußläufiger Nähe und wir hätten in die Hauptstadt Taipeh mit dem Zug fahren können, aber Keelung mit seinen 370.000 Einwohnern war uns groß genug.
So richtig geplant hatten wir unseren Aufenthalt diesmal nicht.
Ein Geocache führte uns zum Zhongzheng Park, der auf einen ca. 60 Meter hohen Hügel angelegt wurde.
Den Hügel erklommen wir im Schweiße unseres Angesichts (Temperatur knapp unter 30°) über Wege und Treppen.
Wir kamen an einem buddhistischen Tempel mit wunderbaren Schnitzereien vorbei. Der Tempel war leider eingezäunt und nicht zugänglich.
Am “Gipfel“ angekommen empfing uns ein imposantes Gebilde, das wir als Tempel oder Pagode klassifizierten.
Das Internet erklärte uns aber, dass es sich um den Zhupu Altar handeln würde, der beim großen Keelung Mid-Summer Ghost Festival zu Ehren kommt.
In unmittelbarer Nähe des Fußes des besagten Hügels ragt der Keelung Tower in die Höhe, nicht viel höher als der Hügel selbst.
Vom Plateau, wo der Zhupu Altar errichtet wurde, führt ein knapp 100 Meter langer Übergang, die Skybridge, zum Keelung Tower.
Der Name Keelung Tower ist eigentlich irreführend, denn er ist nichts anderes als ein 60 Meter hoher Fahrstuhl. Keine Frage, dass wir den kostenlosen Service nutzen, um herunterzufahren.
Erst als wir wieder unten angekommen waren, erkannten wir, in welchen Gefahren wir während des schweißtreibenden Aufstiegs ausgesetzt waren. 😊
Da wir den Aufstieg zum Zhongzheng Park leider von der „falschen“ Seite starteten, hatten wir den Fahrstuhl nicht entdeckt, sonst wären wir sicherlich auch hochgefahren.
Der Nachtmarkt, der auch tagsüber geöffnet sein soll, und im Netz als absolutes Muss angepriesen wird, war fußläufig gut erreichbar und so machten wir uns auf den Weg.
Keelung ist auch am Sonntag quirlig, lebhaft und sehr pittoresk. In dem Viertel, in dem wir uns bewegten, reiht sich in den etwas größeren Straßen Geschäft an Geschäft.
Und in jedem zweiten Laden wird etwas gekocht und gebrutzelt.
... und hier wird auf einer großen heißen Platte vor den Augen des Gastes Fleisch, Fisch und Gemüse zubereitet.
Unbeeindruckt vom Verkehr zog ein Festzug/Prozessionszug durch die Straßen.
Zwischen den „Prunkwagen“ marschierten bunte Fußgruppen, die mit Tröten einen unglaublichen musikalischen Lärm erzeugen konnten.
Trotz späterer umfangreicher Googel-Recherchen konnten wir nicht herausfinden, was dort gefeiert wurde.
Der Ort, der in Google-Maps als Nachtmarkt gekennzeichnet ist, stellte sich als eine Straße mit Geschäften, Restaurants und Garküchen heraus. Wir konnten allerdings nur einen Blick in diese Straße werfen, die schwarz vor Menschen war. Für uns wäre da kein Platz mehr gewesen.
Also umschifften wir diese Menschenansammlung großräumig, kamen an einem prächtigen Tempel vorbei, in dem die Menschen sangen, Früchte und Obst als Opfergaben herrichteten und Räucherstäbchen entzündeten.
Der Zufall wollte es, dass wir an der anderen Straßeneinmündung des Nachtmarkts ankamen, wo natürlich immer noch kein Durchkommen möglich war.
In Nähe des Hafenterminals, an einer äußerst belebten und verkehrsreichen Kreuzung, trafen sich unser Weg und der des Prozessionszugs noch einmal.
Drei oder vier Polizisten regelten den Verkehr, sodass Prozession, PKWs, Autobusse und Mopeds irgendwie alle gleichzeitig zu ihrem Recht kamen.
Gegen 22:00 Uhr legte die ARTANIA ab. Unser nächstes Ziel ist Hongkong, ein weiterer Höhe- aber auch gleichzeitiger Endpunkt dieser Etappe.
Am letzten Seetag vor dem Ende einer Etappe findet der beliebte Stadl Frühschoppen mit Weißwurst, Spanferkel und Freibier statt. So war es auch heute.
Wir gehen da auch gerne mal hin, um ein oder zwei Würstl zu essen und so das Mittagessen zu ersetzen.
Um 8:00 Uhr legte die ARTANIA am Ocean Terminal in Hongkong an.
Im Prinzip ist das ein zentraler Anlegeplatz, wenn das Ocean Terminal nicht wäre.
Vor dem ersten Landgang erfolgen die Einreiseformalitäten. Meist werden die an Bord durchgeführt und die Pässe gestempelt, ohne dass die Gäste persönlich dabei sein müssen.
Aber in einigen Häfen, wie z. B. hier in Hongkong, erfolgen diese Formalitäten im Terminal, teilweise mit Abnahme eines Fingerabdrucks. Dabei bilden sich lange Schlangen. Diese Schlange zog sich um 9 Uhr noch weit in das Terminal hinein.
Als wir dann so gegen halb elf zum Landgang aufbrachen, war der Spuk schon vorbei und die Einreiseprozedur war schnell erledigt.
Dieses Gebäude besteht nämlich aus einem verhältnismäßig übersichtlichen Teil für Ein- und Ausreiseformalitäten und ...
... einem überwiegenden unübersichtlichen, großen Anteil an Nobel-Geschäften. Und durch diese Mall muss man durch; eine Strecke von 400 Metern, ich habe mit Google-Maps nachgemessen.
Zuallererst brauchten wir Hongkong Dollars, um uns eine sogenannte Octopus-Karte zulegen zu können. Dabei handelt es sich um eine Prepaid Karte, mit der man für sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel die Fahrten bezahlen kann. Außerdem akzeptieren viele Geschäfte, wie zum Beispiel die in Asien sehr verbreiteten 7-Eleven Lebensmittelläden, dieses Bezahlmittel.
Neben einem McDonalds außerhalb des Terminalgebäudes befand sich eine kleine Wechselstube, die uns zu einem denkbar schlechten Wechselkurs unsere US-Dollars in die gewünschten Hongkong Dollars umtauschte.
In der Metrostation Tsim Sha Tsui (nochmal 800 Meter) am Customer Service Schalter bekamen wir die gewünschte Octopus-Karte für jeweils 100 Hongkong-Dollar (HKD), das sind knapp 12 Euro. 50 HKD waren Pfand für die Karte selbst und 50 HKD waren Guthaben für künftige Fahrten.
Die gesamte Strecke vom Schiff zum Customer Service Schalter betrug etwa 1,5 Kilometer, wobei die Strecke „Übertage“ vielleicht 100 Meter beträgt, der Rest konnte in der Shopping Mall und unterirdisch bewältigt werden.
Viele Metrostationen bestehen nämlich aus einem Netz von weitläufigen unterirdischen Wegen mit dutzenden von Eingängen.
Jetzt konnten wir wieder zurück zum Hafen, um von dort mit der Star Ferry das kurze Stück rüber nach Hongkong Island zu fahren.
Der Fahrpreis ist, wie bei allen Öffis hier, erstaunlich niedrig. Für die 10-miütige Überfahrt zahlt man regulär 5 HKD (ca. 0,60€) und da wir eine Octopus-Senior-Card hatten, bezahlten wir nur die Hälfte.
... aber mittlerweile gibt es auch farbige Vertreter, die meist für touristische Hafenrundfahrten eingesetzt werden.
Drüben auf Hongkong Island wartete schon ein Riesenrad auf uns. Auch hier halbierte sich der Fahrpreis von 20 HKD (ca. 2,40 €) auf 10 HKD. So preiswert sind wir noch nie Riesenradrad gefahren.
Besonders schmeichelhaft war, dass der Mann im Kassenhäuschen uns nicht einfach geglaubt hat, dass wir schon 65+ sind, sondern anhand einer Reisepasskopie, die wir immer dabeihaben, unsere Angabe genau nachgeprüft hat.
Auch wenn das Riesenrad mit „nur“ 60 Meter nicht so hoch war wie die in anderen Metropolen (Las Vegas 167 Meter; Yokohama 112 Meter; Singapur 165 Meter), hatten wir auch hier unseren Spaß und genossen den Ausblick auf die Stadt.
Die doppelstöckigen Trams in Honkong sind nicht nur ein öffentliches Verkehrsmittel, sondern auch eine kleine touristische Attraktion.
Sie verkehren im Norden von Hongkong Island. Ungefähr alle 250 Meter auf der Strecke befindet sich eine Haltestelle.
Nach unserer Riesenrad-Fahrt machten wir uns zur nächstgelegen Tram-Haltestelle (Pedder Street) auf, bestiegen eine Tram Richtung Osten und fuhren bis zur Endhaltestelle Kennedy Town.
Wir hatten Glück und konnten schon nach kurzer Zeit in der Tram den beliebten Logenplatz oben ganz vorne ergattern und genossen diese Panoramafahrt der besonderen Art.
Aus unserer exponierten Position bekamen wir auch einen Einblick in die Seitenstraßen. So konnte wir eventuell lohnende Ziele erspähen.
Bei unserem kurzen Erkundungsgang im Bereich der Endhaltestelle kamen wir schnell zu dem Schluss, mit der Tram wieder zurückzufahren.
Zurück an der Haltestelle dann ein kleiner Schock; ein lokaler Guide mit einer Reisegruppe von Kreuzfahrern von Mein Schiff 5 quoll um die Ecke.
Wir ließen der drängelnden Gruppe den Vortritt, als eine Tram ankam, um mit der nächsten zu fahren.
Aber wie bei einer Hydra, der, wenn man ihr den Kopf abschlägt, zwei neue nachwachsen, erschienen neue Gruppen der MS5 aus dem Nichts.
Also drängelten wir kräftig mit beim Kampf um einen Sitzplatz, um dann doch nach zwei Stationen wieder auszusteigen, da wir uns erst einmal etwas Essbares besorgen wollten. Da McDonalds in Hongkong immer und überall präsent ist, ist es nicht schwer zu erraten, wo wir eine Stärkung zu uns genommen haben.
Gleich in der Nähe lag die Metro-Station Kennedy Town (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen, nahegelegen Tram Station). So reifte der Entschluss, statt mit der Bahn zurückzutuckeln und mit der Fähre übersetzen, schnell mit einmal umsteigen zurück zur Metrostation Tsim Sha Tsui zu fahren und auf die ARTANIA zurückzukehren, schließlich hatten wir für heute Abend noch etwas vor, …
… nämlich den Besuch des Nachtmarkts in der Temple Street.
Mit der Metro fuhren wir zur Station Jordan Street (gleich die nächste nach Tsim Sha Tsui). Von dort waren es nur ein paar Gehminuten und wir waren im Nachtmarktgetümmel.
Um das Resümee vorwegzunehmen, wir waren etwas enttäuscht. Vor 6 Jahren gab es hier ein buntes Angebot von jeder Menge Krimskrams, wie z. B. bunt blinkende Bluetooth-Lautsprecher und tausend andere Dinge, die die Welt nicht braucht, aber unser Herz erfreuten.
Heute war diese Vielfalt verschwunden, fast überall das gleiche Angebot und das meist zu überhöhten Preisen.
Dass dort so richtig Umsatz gemacht wurde, konnten wir nicht beobachten.
Damals hatten wir für einen Dollar einen kleinen Wecker erstanden (ohne zu handeln), dieser sollte diesmal 6 Dollar kosten und erst nach zäher Verhandlung konnte er für 3 US-Dollar den Besitzer wechseln.
Tags darauf sahen wir in einem Haushaltswarengeschäft den absolut gleichen Zeitanzeiger zum Festpreis von umgerechnet 2 US-Dollar.
Eine Ausnahme bildeten die mobilen Garküchen und umliegenden Restaurants. Dort galt nach wie vor: "Hier boxt der Pabst".
Jedenfalls hat der Nachtmarkt sein ursprüngliches Flair, das er mal hatte, verloren.
Liegt es an der vergangenen Corona-Pandemie? Oder liegt es an den immer stärkeren Beschneidungen der früheren Freiheiten durch die chinesische kommunistische Partei?
Der heutige Tagesplan war recht einfach strukturiert:
Fahrt mit der Metro zur westlichsten Tram Station Kennedy Town, um von dort zum östlichen Ende der Tram-Line(n) zu fahren. Sollten wir unterwegs etwas Lohnenswertes entdecken, würden wir die West-Ost-Fahrt entweder gleich unterbrechen oder auf der Rückfahrt einen Stopp einlegen.
Neben Mode, Schuhen und Schmuck ist Kosmetik im Ocean Terminal sehr stark vertreten. Heute gab es bei der Kosmetikfirma MAC einen Auflauf von hundert oder sogar mehr jungen Damen. Im Rahmen einer Promotion-Aktion wurden Amateurmodels gecasted. Diese wurden mit MAC-Produkten angemalt und durften dann vor professionellen Fotografen ein wenig posen.
Den ersten Stopp legten wir bereits ein, als wir gerade den langen Marsch durch das Ocean Terminal bewältigt hatten.
Doris‘ Handy hing noch am Ladegerät und das Ladegerät befand sich in der Kabine. Ohne Smartphone ist man in einer fremden Stadt nur ein halber Mensch, also Umkehren und das Ganze dann noch mal von vorn.
Die Fahrt mit der Tram war wie schon gestern Sightseeing pur.
Wir entdeckten dabei auch zwei lohnende Haltepunkte, die wir uns vormerkten, nämlich Western Market und O’Brien Road. Das sah von oben aus der Tram recht quirlig aus.
Auf unserer West-Ost-Tram-Tour mussten wir an der Station Happy Valley umsteigen, weil hier für „unsere“ Tram Endstation war. Der Stadtteil Happy Valley ist unter anderem für seine Pferderennbahn bekannt, auf die wir einen kurzen Blick werfen konnten.
Bis ganz zum Ost-Ende kamen wir dann doch nicht, weil wir schon an der Station Tai On Street im Stadtteil Soho East ausstiegen; der Grund war Neugier und Hunger.
Mit dem Kauf von Bananen an einem der vielen Obststände und einem Teilchen in einer Bäckerei stellten wir unser Mittagsmenü zusammen.
Die Pekingenten sahen zwar auch recht verlockend aus, aber da in diesen kleinen Restaurants auch gegrillte Hühnerfüße und Entenköpfe mit Schnabel feilgeboten wurden und auch Pansen auf der Speisekarte stand, blieben wir bei dem, was wir kannten und dem wir vertrauten.
Nach einem kleinen Bummel durch die typischen Krims-Krams-Haushaltswaren- Geschäfte war unser Erlebnisdrang gestillt.
Wir verzichteten darauf, noch die letzten 5 Stationen bis zur Ost-Endhaltestelle zu fahren und strebten stattdessen auf die nächste Metro zu (Station Sai Wan Ho) und fuhren zurück zur ARTANIA.
Heute an unserem dritten und letzten Tag in Hongkong wollten wir noch einmal mit der Star Ferry fahren.
Drüben in Hongkong Island angekommen bestiegen wir unsere geliebten Tram, die uns zur Station O’Brien, die wir gestern schon auf unsere Liste „Da kann man mal hin“ gesetzt hatten.
Wir stromerten dort etwas herum, kauften noch schnell einen solarbetriebenen nickenden Drachen und fuhren mit der Metro zurück zur Station Tsim Sha Tsui.
Dort gaben wir unsere Octopus-Karten zurück und erhielten das Restgutgaben und die 50 HKD pro Karte zurück.
Jeder von uns ist den vergangenen drei Tagen für genau 25,80 HKD (ca. 3,00 €) Metro, Star Ferry und Tram gefahren.
Heute begann ein neuer Streckenabschnitt: „Höhepunkte zwischen Hongkong und Dubai“.
In diesem Streckenabschnitt sind zum Glück mehr Seetage eingestreut als bei der letzten Etappe „Japans schönste Seiten und Chinas Vielfalt“. Hier gab es sogar 11 Tage hintereinander ohne einen einzigen Seetag dazwischen. Das überfordert manchmal ein wenig das Aufnahmevermögen und man findet wenig Zeit das Erlebte in Wort und Bild im Blog zu dokumentieren.
Bei der Rettungsübung lernt man den Umgang mit der Schwimmweste und wird darüber informiert, wie die Evakuierung eines Schiffs vor sich geht.
Neue Etappe bedeutet auch „Rettungsübung für alle“, die wir auch diesmal, jetzt bereits zum sechsten Mal, klaglos absolvierten.
Während seiner obligatorischen vormittäglichen Ansage über Bordlautsprecher an Seetagen sorgte Kapitän Hansen bei uns für Heiterkeit.
Er erklärte, dass die ARTANIA heute Nacht etwas langsamer fahren musste wegen der vielen Fischküddel – so haben wir ihn zumindest verstanden.
Der Sinn dieses Satzes hatte sich uns nicht sofort erschlossen. Erst als wir uns in Erinnerung riefen, dass Morten Hansen Norweger ist und diese Schwierigkeit bei der Aussprache eines „u“ haben und dieses deshalb durch ein „ü“ ersetzen und er auch schon mal Endsilben etwas undeutlich ausspricht, war dann klar, dass er die vielen Fischkutter gemeint hat, die wir selbst auch schon gestern Abend beobachten konnten.
Aber wir haben gut lachen und spötteln, können wir doch selbst kein einziges Wort Norwegisch.
Der Kreuzfahrtdirektor informierte darüber, dass wir ein Filmteam von Sat1 an Bord haben. Sie drehen für die Doku-Soap „Urlaubs-Docs“ mit unserem Schiffsarzt Dr. Koller als Hauptdarsteller und den zu behandelnden Patienten als Mitwirkende (nur wenn sie das auch wollen).
Ich erspare mir hier jeden Kommentar.
Für morgen wird in Da Nang von Phoenix ein Strandtransfer für 10 € an den etwa 10 Kilometer vom Hafen entfernten My Khe Strand angeboten. Da es aber nur sehr dürftige Informationen gibt, ob es an der Stelle, wo man uns hinkarren wird auch eine gewisse Infrastruktur gibt, sprich Toiletten, Umkleidemöglichkeiten, Liegen und Sonnenschirme, kommt dieses Angebot für uns nicht in Frage.
Das ist aber nicht weiter tragisch, da sich in unmittelbarer Nähe des Hafenausgangs ebenfalls ein Strand befindet, zwar nicht so bekannt wie der My Khe Strand, aber ein Strand halt. Und wenn man keine Lust mehr zum stranden hat, kehrt man aufs Schiff zurück, ohne auf die Fahrzeiten eines Transferbusses Rücksicht nehmen zu müssen.
Am ersten Seetag einer neuen Etappe findet in der Regel der Begrüßungsgalaabend statt, so auch heute.
Also rein in den guten Zwirn und ab zum Abendessen.
Wir hatten vor einigen Tagen dem Kreuzfahrtdirektor gegenüber geäußert, dass wir nicht gewillt sind durchs Rote Meer zu fahren und uns auch nicht in Ägypten zwischenparken zu lassen.
Parallel dazu hatten wir sofort - (22.3.2024) nach Bekanntgabe der Phoenix-Lösung für das Rote-Meer-Problem - nach Bonn in die Zentrale gemailt, dass wir von Phoenix erwarten, uns entweder aus den Arabischen Emiraten oder aus dem Oman auszufliegen und zwar auf ihre Kosten bei gleichzeitiger Erstattung der durch den Abbruch nicht genutzten Reisetage.
Da Nang (vietnamesisch: Đà Nẵng) ist eine Stadt mit etwa einer Million Einwohner in Zentralvietnam.
Durch Zufall entdecken wir, dass in einer der Artania-Facebookgruppen ein Tourenanbieter mit schönen Fotos für seine Touren in einem PKW wirbt. Die Fahrer sprechen gut Englisch und geben Erklärungen zu Land und Leuten.
Wir nehmen Kontakt per WhatsApp auf und finden, dass das Angebot ganz gut klingt und handeln den Preis von 90 US-Dollar auf 85 $ herunter.
Wir wollten die vorgeschlagene Tour dahingehend gerne modifizieren, dass wir anstatt der Drachenbrücke, die wir bereits kennen, doch lieber die imposante „Golden Bridge“ sehen möchten, die uns auf einem der Fotos ins Auge gesprungen war.
Der Touranbieter schreibt uns zurück, dass das nicht ginge, weil wir sonst nicht mehr pünktlich um 17 Uhr am Hafen sein könnten, auch nicht, wenn wir auf die Besichtigung des My Khe Strands verzichten würden.
Ok, dann erstmal die Standardkonfiguration der Tour.
Das Foto von unserem Fahrer erhielten wir per WhatsApp. Wir hatten das Gefühl, dass alles sehr gut organisiert ist.
Wie vereinbart, treffen wir auf den Fahrer und seinen Chef, der mit 3 PKWs hier am Hafen vertreten ist.
Der Fahrer begrüßt uns freundlich mit einem „Good Morning“ und „Hello“, wir steigen in den PKW ein und es geht los.
Wir waren schon ein paar Minuten unterwegs und der Fahrer hat bisher noch nichts verlautbaren lassen, also fragen wir, wohin er uns als erstes hinbringen würde.
Er erklärte es uns in einem langen Satz, aber in einer Sprache, die wir nicht verstanden. Der Typ sprach außer „yes“, „no“, „OK“, „Hello“ und „Good Morning” kein einziges Wort Englisch.
Er zückte darauf sein Handy, sprach dort hinein und eine Übersetzungs-App zeigte uns schriftlich in Englisch, was er gerade gesagt hat.
Es ist schon toll, was die Apps heute alles können, aber für eine Kommunikation bei einem Ausflug ist deren Gebrauch doch sehr umständlich und mühsam und nur bedingt geeignet.
Man hatte uns schlicht und ergreifend betrogen und die Rechnung des Chefs ging auf, denn wir wollten keinen Rückzieher machen und die Tour trotzdem durchziehen.
Natürlich beschwerten wir uns sofort per WhatsApp beim Chef, was aber die Englischkenntnisse des Fahrers nicht die Spur verbesserte.
Der Chef entschuldigte sich, dass er wegen der Schnelle, einen Fahrer finden zu müssen, nicht bedacht habe, dass dieser gar kein Englisch kann. Dieser Gauner war um keine Antwort verlegen.
Wir ließen uns widerstandslos zum ersten Ziel, der Linh Ung Pagoda, fahren, der größten Pagode Vietnams.
Von dort konnten wir auch einen Blick auf die 67 Meter hohe Buddha Statue werfen.
Der große Parkplatz für die Busse und PKWs zeigte, dass es sich hier um einen Touristenmagnet handeln musste. Und es dauerte auch nicht lange, bis die ersten Phoenix-Busse in Sicht kamen und die Gästeschar in die weitläufige Anlage entließ.
Wir verhandelten erneut, mühsam via Übersetzungsapp, mit dem Fahrer, ob wir nicht doch irgendwie zur Golden Bridge kommen könnten, wenn wir zum Beispiel das Mittagessen ausfallen lassen und die Drachenbrücke, die wir bereits schon seit unserem letzten Besuch kannten.
Der Fahrer stimmte zu. Die Fahrtzeit dorthin sollte eine Stunde betragen.
Nach einer knappen Stunde Fahrt durch Da Nang und durch schöne Landschaften, bog der Fahrer auf einen riesigen Parkplatz ein und erklärte (via App), dass er uns bei der Beschaffung der Tickets behilflich wäre.
Wie gesagte, der Dialog war schwierig.
Wir: Welche Tickets?
Er: Für die Seilbahn, der Shuttlebus bringt uns dorthin.
Wir: Wieso Seilbahn?
Er: Sonst kommt man nicht zur Brücke.
Wir: Was kostet die Tickets?
Er: 65 US-Dollar.
Wir: Für beide zusammen?
Er: Nein, pro Person.
Wir: Die spinnen die Vietnamesen! (sinngemäß)
Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass die Brücke Bestandteil des Freizeitparks Ba Na Hills ist, ganz grob vergleichbar mit dem Phantasialand in Deutschland.
Für einen Freizeitpark wäre der Eintrittspreis durchaus OK gewesen, aber um einen Blick auf eine Brücke zu werfen …
Ein Freizeitpark, für den man einen ganzen Tag braucht, um ihn zu bewältigen, war nicht das, was uns vorgeschwebt hat. Hätte der Knilch uns nicht vorher darauf hinweisen müssen?
Also brachen wir das mühsam eingefädelte Brückenprojekt an dieser Stelle ab und beorderten unseren Fahrer, nach Hoi An zu fahren.
Hoi An war schließlich auch Ziel der meisten Ausflüge von Phoenix. Allein an dieser Wahl lässt sich unsere Resignation ablesen, die sich mittlerweile aufgebaut hatte.
Auf der Internetseite von www.vietnam-special-tours.de ist zu lesen:
Die Altstadt von Hoi An zählt zum Welterbe der UNESCO World Heritage Foundation. Sie ist ein außergewöhnlich gut erhaltenes Beispiel für eine südostasiatische Hafenstadt des 15. bis 19. Jahrhunderts. Die Gebäude und die Anordnung der Straßen zeugen noch heute von einheimischen wie auch fremden Einflüssen auf diese einmalige Kulturerbe-Stätte.
Das Welterbe entpuppte sich als riesiger Touristenauftrieb wie auf einem Jahrmarkt. Durch die autofreie Altstadt zogen Schwärme von meist asiatischen Touris. Und autofrei heißt nicht mopedfrei. Der nicht abreissende Strom von knatternden Zweirädern wuselte hupend um die Fußgänger herum.
Das Denkmal des polnischen Archithekten Kazimierz Kwiatkowski. Er ist bekannt für seine Bemühungen, historische und archäologische Stätten in Vietnam wie die Kaiserstadt Huế, Hội An (wo dieses Denkmal steht) und Mỹ Sơn zu erhalten, die derzeit auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO stehen.
Sieht er aber nicht Bud Spencer zum verwechseln ähnlich?
Nach gut einer Stunde war es Zeit, wieder zum Hafen zurückzukehren.
Wir hatten gehofft, am Hafen würde der Chef dieses zwielichtigen Unternehmens das Inkasso selbst vornehmen, aber das war nicht der Fall.
Da wir deshalb beim Fahrer löhnen mussten, verzichteten wir auf eine Kürzung des ausgehandelten Betrags.
Der Fahrer hat uns besonnen und sicher durch den teilweise sehr dichten und chaotischen Verkehr chauffiert. Hätten wir ihm nicht den vereinbarten Betrag ausgezahlt, hätte er sicher Probleme beim Chef bekommen.
Zurück auf der ARTANIA berichteten uns andere Gäste von ihren Landgangserlebnissen und es schälte sich heraus, dass der Standardpreis für eine Tagefahrt in einem PKW 60 - 65 US-Dollar betragen hat.
Fazit: Nicht alle unsere Unternehmungen sind vom Erfolg gekrönt.
Gäste, die der Reiseleitung gegenüber signalisiert hatten, dass sie weder durchs Rote Meer fahren, noch sich in Ägypten zwischenparken lassen wollen, sondern die Reise abbrechen und nach Hause fliegen möchten, erhielten vor einigen Tagen ein Schreiben von der Bordreiseleitung.
(Die anderen Gäste erhielten dieses Schreiben nicht.)
In dem Schreiben sagte Phoenix zu, Reisende, die die Kreuzfahrt abbrechen wollen, können das tun. Eine Erstattung des Reisepreis für die nicht genutzten Tage wird aber nur für die Zeit vom 30.5. (Salalah/Oman) bis zum Reiseende am 14.5.2024 (Savona) erfolgen. Die Flugkosten müsse man selbst tragen.
Dazu muss man wissen, dass in Salalah die allerletzte Ausstiegsmöglichkeit besteht, bevor die ARTANIA in die gefährlichen Fahrwasser einfährt.
Damit wurde dem vielfach geäußerte Wunsch, die ganze letzte Etappe abzubrechen, die in Dubai am 21.4.2024 beginnt, in keinster Weise entsprochen.
Wir stellten schnell fest, dass es von Salalah aus keine Direktflüge nach Frankfurt gibt, wohl aber von Muscat/Oman.
Die ARTANIA wird am 28.4.2024 um 8:00 Uhr in Muscat festmachen. Der Flug würde um 13:20 Uhr losgehen, das schien uns ein bisschen knapp.
Also buchten wir den Flug für einen Tag später und eine Hotelübernachtung vom 28. auf den 29. April. (Hinweis im Buchungsportal: Nur noch wenige Plätze verfügbar.)
In einem Schreiben an Phoenix artikulierten wir unsere Forderung auf Übernahme der Flugkosten (ca. 1.000 €), der Transferkosten zum Flughafen und die Erstattung aller nicht genutzten Reisetage. Außerdem soll uns Phoenix zusichern, dass unsere zusätzlichen 3 Koffer, die wir nicht mit in den Flieger nehmen werden, in Savona an den Dienstleister Tefra übergeben werden, damit sie zu uns nach Hause geliefert werden.
Auch muss gesichert sein, dass ein Taxi für uns direkt an die ARTANIA im Hafengelände kommen darf, denn ansonsten müsste wir mit unserem Gepäck (jeder 1 Koffer + 1 Trolli) die 500 Meter zum Hafenausgang wandern.
Wie gewohnt, antwortete Phoenix auf unsere Schreiben nicht, sondern beauftragte den Kreuzfahrtdirektor „die Kuh vom Eis zu holen“.
Hierzu hatten der Kreuzfahrtdirektor und die Kuh, also wir, um 11 Uhr einen Gesprächstermin.
Das Ergebnis des Gesprächs war, das Phoenix (zunächst) keine weiteren Kosten übernimmt, als die, die bereits in dem besagten Schreiben der Bordreiseleitung zugesichert wurden.
Allerdings sagte uns Jörn Hofer zu, dass Phoenix das an Bord verbleibende Gepäck an Tefra übergeben wird, in Muscat ein Taxi an die Gangway ARTANIA beordern und für die Ausreiseformalitäten sorgen wird.
Um die Flugkosten und den Rest werden wir uns zu Hause trefflich mit Phoenix streiten. Und wenn alle Stricke reißen: Es lebe unserer Rechtsschutzversicherung!
Um Ostern nicht ganz unerwähnt zu lassen. Bereits beim Frühstück waren auf den Tischen und am Buffet Unmengen gefärbter Eier zu finden.
Am Nachmittag zum Osterkaffee wurde neben den üblichen Kuchen auch Osterzöpfe und Osterbrot angekündigt.
Osterbrot und Osterzopf befand sich reichlich auf dem Kuchenbuffet.
Aber es war nicht vorgesehen, es an die Gäste zu verteilen, denn es fungierte anscheinend nur als reine Deko.
Und nur für 1-2 Personen waren die Osterlaibe auch für sehr hungrige Gäste viel zu groß.
Wir hatten noch nie eine so hilflose Restaurantaufsicht erlebt, als wir unseren Wunsch nach einer handbaren Portion Osterbrot artikulierten, denn der gut Mann wusste zunächst gar nicht, wovon wir eigentlich sprechen (Deko verspeisen kannte er bisher noch nicht). Dann fiel ihm aber doch noch eine passende Lösung ein.
Er holte aus der Küche ein Messer und schnitt jedem von uns ein ordentliches Stück ab.
Für heute waren Temperaturen um die 38° angekündigt, gefühlt 43°. Und tatsächlich, schon am Morgen um 7:30 Uhr zeigte das Thermometer bereits 28°.
In diesem Arm des Mekong-Deltas herrschte den ganzen Tag reger Schiffsverkehr, vom kleinen Fischerboot bis zum Riesen-Containerschiff.
Unser Liegeplatz in einem Containerhafen in einem Delta-Arm des Mekong-Flusses war unattraktiv. Außerhalb des Hafens war nichts, außer „Pampa“.
Nach Ho Chi Minh Stadt (früher hieß die Stadt mal Saigon) waren es knapp 50 Kilometer.
In Anbetracht der mörderischen Hitze und der Tatsache, dass wir schon einmal einen Phoenix-Ausflug nach Saigon getätigt hatten, erfolgte unser Beschluss, einfach an Bord zu bleiben, fast automatisch.
Wir verließen kurz das Schiff, weil an der Pier ein paar Verkaufsstände aufgebaut waren. Aber nach wenigen Minuten flüchteten wir wieder in das klimatisierte Schiffsinnere.
Die Idee, im Pool ein wenig Abkühlung zu finden schlug fehl – Badewannentemperatur.
Aber sonst herrschen heute auf dem Schiff beinahe paradiesische Zustände. 90% der Passagiere sind auf Ausflug in Saigon und Umgebung, man könnte meinen, die ARTANIA gehört uns alleine.
Die Information im Tagesprogramm, dass die Behörden vorgeschrieben hätten, dass jeder beim Landgang unbedingt die türkisfarbene Phoenix-Umhängetasche mitführen müsste (auch beim Stadtrundgang), war natürlich ein Aprilscherz.
Als wir heute nach dem Frühstück in die Bibliothek kamen, war diese ungewöhnlich voll, überall saßen oder standen Leute rum, ohne zu lesen oder Karten- oder Gesellschaftsspiele zu spielen.
Schuld an diesem Auflauf waren die Einreiseformalitäten für Singapur.
Im gestrigen Tagesprogramm war wörtlich zu lesen:
SINGAPUR EINREISEKARTEN
(SG ARRIVAL CARD)
Wenn Sie in Singapur an Land gehen möchten, dann müssen Sie vorher eine Einreisekarte beantragen. Die kostenlose Beantragung ist frühestens ab dem 2. April möglich. Verbinden Sie sich mit Ihren mobilen Geräten oder an den Computern in der Bibliothek mit dem ARTANIA WLAN (keine Anmeldung erforderlich). Rufen Sie dann das Bordportal auf. Über den Button „Einreiseanmeldung (unten rechts)“ gelangen Sie zum Link für die Singapur-Einreisekarten-Beantragung. Ab da hilft Ihnen die Ausfüllhilfe, die Sie mit diesem Tagesprogramm erhalten, weiter. Alle Passdaten (Passnummer + Ablaufdatum/Expiry) können Sie Ihrem Bordausweis entnehmen.
Wichtig: Verwenden Sie in dem Feld „Email Address“ unbedingt diese Adresse:br Wenn Sie die Anmeldung erfolgreich durchlaufen haben, erhält unsere Rezeption so die Bestätigung aus Singapur, druckt diese für Sie aus und stellt sie Ihnen auf die Kabine zu. In der Harry’s Bar / Deck 3 und in der Bibliothek / Deck 3 stehen Ihnen heute von 09.00 bis 12.00 Uhr und 15.00 bis 17.30 Uhr Kollegen zur Verfügung, falls Sie kein Mobilgerät besitzen oder Hilfe benötigen. Auch am 03.04. sind wir Ihnen gerne behilflich.
Zwar haben die meisten Gäste ein Mobilgerät, sprich Smartphone, aber mit der gestellten Aufgabe, die Einreiseformalitäten zu bewältigen, die nur noch papierlos und online erfolgen kann, waren viele überfordert, aber auch verängstigt, dass sie das nicht schaffen werden.
In der Bibliothek befanden sich heute früh also nur Hilfesuchende. Zu allem Überfluss kamen die versprochenen Phoenix-Hilfesteller erst mit einer knappen Stunde Verspätung.
Ich konnte zwar noch einen Sitzplatz ergattern, weil viele Leute lieber standen, was sie strategisch für gescheiter hielten, um sich gleich auf den Phoenix-Mitarbeiter stürzen zu können, falls dieser endlich erscheinen sollte.
Ich machte den Fehler und klappte mein Netbook auf, um ein wenig am Blog zu arbeiten.
Das interpretierten einige Gäste als Aufforderung, mich wegen dieser vermaledeiten Singapur-Einreise-Aufgabe um Hilfe zu bitten.
Ich helfe gerne und kann auch schlecht „nein“ sagen, aber nach dem vierten Support packte ich meine Siebensachen und verzog mich in die Bodega Bar, die tagsüber meist leer ist, um dort in Ruhe weiter arbeiten zu können.
Mit der Zeit trat an der Front Ruhe ein. Die Passagiere halfen sich gegenseitig und am Nachmittag war die größte Aufregung schon passé.
An einem Ziel, an dem von Phoenix keine Ausflüge angeboten werden, kann man entweder spazieren gehen oder baden.
Die Tenderpier führte direkt zum Strand. Man musste sich dann nur entscheiden, ob man links oder rechts der Pier "stranden" möchte.
Ein Strand, direkt am Anleger der Tenderpier gelegen und sonniges Wetter luden natürlich zum Baden ein.
Gleich hinter dem Grün des künstlich angelegten Golfplatzes, zeigte sich die die Natur noch um einiges grüner.
Ein Hotelressort und ein Golfplatz samt Clubhaus sorgten für die komfortable Infrastruktur, die der Badegast so braucht, nämlich Toiletten und freies WLAN.
Die Toiletten waren Toiletten in unmittelbarer Nähe, das WLAN allerdings erst in 800 Meter Entfernung. Aber das ficht uns mit unserer E-Sim nicht an, sodass wir uns dem Zug der Chat- und Mail-Willigen nicht anzuschließen brauchten.
Der Stadtstaat Singapur wird oft und gerne von den Kreuzfahrtschiffen angelaufen, so dass wir hier schon mehrmals gewesen waren.
Also brauchten wir gar nicht für unsere Planungen das Internet bemühen, denn wir wussten, wie wir den Tag gestalten wollten:
Von unserem Liegeplatz am Marina Bay Cruise Centre führte ein zum Teil zwecks Sonnenschutz überdachter Weg zur Metrostation „Marina Southpier“ wo die North-South-Line startet bzw.endet.
Wir hatten vorab im Internet gelesen, dass man für die Metro in Singapur keine Einzelfahrscheine mehr an den Automaten lösen kann. Als Ticket dient eine Kreditkarte.
Man lässt am Eingang des Bereichs, wo die Züge abfahren die Karte an der Sperre kontaktlos einlesen und das gleiche nach der Fahrt beim Verlassen des Bereichs am Ankunftsort. Anhand der so zurückgelegte Strecke wird der Fahrpreis ermittelt und direkt von der Karte abgebucht.
So weit so gut, aber Doris und ich haben nur noch zusammen eine einzige VISA-Kreditkarte von der Hanseatic Bank. Unsere beiden Visa-Karten von Amazon sind Ende März abgelaufen, weil Amazon die Zusammenarbeit mit der Bank, die hinter dieser Karte steckte, gekündigt hat.
Am Serviceschalter versuchten wir zu erfragten, ob wir zu zweit mit nur einer Kreditkarte und nur US-Dollar in der Tasche irgendwie Metro fahren können.
Anscheinend war diese Frage unmoralisch oder sonst irgendwie unerhört, denn dieses unfreundliche weibliche Geschöpf, diese Xantippe hinter dem Schalter, sprach nicht mit uns, sondern blaffte uns nur an.
Wir erfuhren, dass einer von uns beiden eine Kundenkarte kaufen müsste und dann folgte im Kasernenhofton noch die Preisangabe mit den beiden Worten: „10 Dollar!“ (gemeint waren Singapur-Dollar).
Bei unserer nächsten Frage, ob wir mit US-Dollar bezahlen können, wurde sie noch eine Nuance unfreundlicher:“ No! Local currency only. We are a ticket counter and no money changer!”
Damit war für sie der Fall erledigt und für uns auch.
Ich sagte nur deshalb nichts weiter, weil ich nicht wusste, wie man politisch korrekt Blödmann gendert.
Später fiel mir ein, dass bei „Blöder Kuh“ nix zu gendern gewesen wäre.
Was ist zu tun? Einer von uns fährt zur Burgis Street zum Geldwechsler, kommt mit Singapur-Talern zurück und wir kaufen diese Kundenkarte?
Zum Glück gab es eine bessere Lösung.
Meine technikaffine Doris hat ihre Smartwatch in die Lage versetzt, als Mastercard Kreditkarte zu fungieren. Hatte ich seinerzeit darüber ein wenig gelächelt, war das heute unsere Rettung.
Sie hielt ihre Uhr an den Sensor der Sperre und „Sesam Öffne Dich“, die Sperre gab den Durchgang frei und ich konnte mit der „normalen“ Kreditkarte folgen.
Wichtig für die Fahrt mit der Metro ist neben genügend Kreditkarten das Mitführen einer Jacke. In den Zügen ist es eisekalt.
In Bugis tauschten wir Geld, konnten aber die gewünschten Patches nicht finden. So fehlte uns z. B. noch die Flagge des Oman, aber der einzige Verkaufsstand, der solche Aufnäher führte, hatte nicht die von uns gewünschten Nationalitäten.
Bei unserem letzte Besuch wurde uns noch ein Ordner mit dutzenden Ländern vorgelegt und wir konnten aus dieser Fülle wählen. Diesen Service gab es diesmal leider nicht mehr.
So fuhren wir unverrichteter Dinge zu unserem zweiten Ziel, nach Chinatown.
Wir wussten, in der Smith Street stehen die Wagen, wo es leckeres chinesisches Essen gibt. Dazu kauft man sich noch ein Tiger Beer und setzt sich an einen der Tische, die ebenfalls auf der Straße stehen und genießt das Essen und das Leben.
In der Smith Street angekommen, was sehen wir? Die Straße ist leer, von Streetfood keine Spur.
Eine kurze Anfrage an Google und wir wurden unterrichtet, dass es seit Oktober 2021 die mobilen Küchen nicht mehr gibt. Sie wurden wegen Corona geschlossen. Für die Zukunft plane man etwas Hipperes und Moderneres.
Unsere Enttäuschung war groß. Zwar suchten wir als Ersatz ein Restaurant auf, aber dort war es in dem Innenraum kalt wie in der U-Bahn und über den beiden Außentischen trieben zwei Riesenventilatoren ihr Unwesen. Unsere Bitte, dass Ding über unseren Tisch doch abzustellen, wurde entweder nicht verstanden oder abgelehnt, ohne jedoch dass der Kellner dabei sein Gesicht dabei verlor, indem er uns lediglich verständnislos ansah. Jedenfalls zogen wir unverrichteter Dinge wieder ab.
Auf unserer Suche nach etwas Essbaren kamen wir in eine Straße mit einer mehr als 100 Meter langen gedeckten Tafel. Allerdings war nur das Obst und die Becher mit Tee echt, die Speisen waren aus Kunststoff.
Wir befanden uns am Buddha Tooth Relic Temple und die gedeckte Tafel war für die Geister der Verstorbenen.
Wir statteten dem Tempel einen kurzen Besuch ab, natürlich ohne zu verstehen, was dies alles zu bedeuten hat, wie zum Beispiel die hundertfachen identischen Figuren
In der Metro Station „Little India“, Ziel Nummer drei, angekommen, wurde unser Tatendrang als wir aus dem Untergrund auftauchten erst einmal gestoppt.
Ein Starkregen-Schauer, einschließlich Blitz und Donner,
... ließ uns für die nächste halbe Stunde unter der Überdachung verweilen.
Es ist zu hoffen, dass diese farbigen Häuser noch lange Jahre von einer Modernisierung verschont bleiben.
Little India hat noch nichts von seinem Charme verloren. Hier war es bunt und quirlig, so wie wir es uns erhofft hatten.
Die Herstellung der prächtigen Blütenkränze erfolgt in filigraner Handarbeit. Jede Blüte wird einzeln an dem entstehenden Gebilde befestigt.
In dem überschaubaren Viertel Little India haben wir mindestens 20 Schmuckgeschäfte gesehen. Golgschmuck steht bei den Indern wohl hoch im Kurs. Die meisten dieser Geschäfte waren gut besucht.
Nach unserer Rückkehr im Terminalgebäude wurden unsere Pässe dreimal kontrolliert, zweimal von Menschen nur grob und einmal von einem Automaten ganz genau, ehe wir wieder gegen halb acht zurück auf die Artania durften.
Allerdings liefen diese Kontrollen im Gegensatz von heute Morgen ohne Komplikationen.
Ein vollautomatisches System ersetzt mittlerweile die Menschen, die die Angaben im Pass kontrollieren, den Daumenabdruck nehmen und ein Foto anfertigen.
Zunächst legt man den aufgeschlagenen Pass auf ein Lesegerät, damit er eingescannt wird. Es öffnet sich, wie in der Metro, eine Klappe und man steht vor einem weiteren Gerät, das eine Foto anfertigt und nach Auflegen des Daumens auf eine Glasplatte den Daumenabdruck einscannt. Dann gibt normalerweise eine weitere Klappe den Weg frei und man kann den Landgang starten oder bei der Rückkehr sich zum Schiff begeben.
Heute Morgen öffnete sich bei Doris die zweite Klappe nicht. Also missfiel dem Automaten der Daumenabdruck oder das gemachte Foto. Jetzt kam doch noch Personal ins Spiel. Doris wurde abgeholt und zu einem Beamten gebracht, der den Pass studierte und Doris noch einmal fotografierte. Aber er war immer noch nicht zufrieden und brachte Doris zu einem anderen, wahrscheinlich noch höheren, Beamten. Der entschied schließlich, dass Doris nun Singapur betreten dürfe. Die gesamte Prozedur lief wortlos ab, das heißt wir wissen bis heute nicht, was der Stein des Anstoßes war.
Das war heute nicht das erste Mal, dass man Doris nicht auf Anhieb in ein Land lässt. Irgendwas macht sie anscheinend immer mal wieder verdächtig.
Der zweite Tag in Singapur war für größere Unternehmungen nicht geeignet, da die ARTANIA schon um 14:00 Uhr ablegen wollte und wir erst gegen 9:30 Uhr nach dem Frühstück langsam aufbrachen.
Dem Landgang war die gleiche Prozedur wie gestern vorgeschaltet und Doris ist wieder durchgefallen. Diesmal wurden aber keine höheren Beamte eingeschaltet.
Ein Mann, ausgestattet mit einem Tablet-Computer, mit dem er mehrere dieser Kontroll-Parcours überwachte, tippte fleißig auf seinem Tablet herum und ließ dann Doris schließlich passieren.
Unser Weg führt zu Fuß in die Gardens By The Bay, ein riesiger botanischer Park am „Fuße“ des Hotels Marina Bay Sands, das mittlerweile zu den Wahrzeichen der Stadt gehört.
Das Marina Bay Sands. Auf dem Dach befindet sich ein Inifinity Pool. Es ist durchaus nicht ausergewöhnlich, wenn ein Kreuzfahrtgast sich hier für eine Nacht einquartiert, allein wegen des Pools.
Die Supertrees aus Metall sind ein Anziehungsmagnet innerhalb der Gardens By The Bay. Für den Skywalk in luftiger Höhe zwischen diesen Gebilden blieb heute leider keine Zeit.
Diese 7 Tonne schwere, weiß angestrichenen Skulptur aus Kupfer und Edelstahl scheint zu schweben. Sie ist genau ausbalanciert und lediglich auf einer relativ kleinen Scheibe unter der Hand gelagert.
Allzulange konnten wir nicht bleiben, denn um 13:30 Uhr war „Last Boarding“: Da wir gerne etwa eine Stunde Sicherheitspuffer einkalkulieren, waren wir gegen 12:30 wieder auf dem Schiff.
Singapur ist mittlerweile eine Millionenstadt wie viele. Der Charme, den die Stadt vor 30 Jahren noch hatte, ist verschwunden. Die kleinen urigen Restaurants und Kneipen am Singapore River sind einer sterilen Schicki-Micki-Gastronomie gewichen, Chinatown ist nur noch ein einziger großer Souvenirladen.
Die damals sprichwörtliche Sauberkeit ist heute auch nicht mehr gegeben. Unrat wird genauso achtlos weggeworfen (trotz Strafen in Höhe von 500-1000 $), wie bei uns in Deutschland auch. So richtig gefallen hat uns die Stadt nicht mehr.
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